Von der Notwendigkeit, aufzusteigen

SV Austria Salzburg Vereinsreporter ChrisTEXT

Der Leitartikel „Von der Notwendigkeit, aufzusteigen“ ist erschienen am 20. September 2025 im „VioLetter“, dem Spieltagsmagazin der Salzburger Austria

Es hat schon bessere Zeiten erlebt, das „Večni derbi“ in Slowenien zwischen Olimpija Ljubljana und dem NK Maribor. Anfang Mai immerhin noch 9.000, musste vor drei Wochen nur mehr auf 5.499 Zuschauer und meine Harmlosigkeit aufgepasst werden – das Stadion Stožice lediglich zu einem Drittel gefüllt, und das beim ewigjungen Klassiker zwischen den hauptstädtischen „Green Dragons“ und der „Viole“ aus der historischen Untersteiermark.

Alles Laute kommt von oben

So richtig konnte sich dieses Spiel aber kein Laibacher vom Leib halten. Stunden vor Spielbeginn um 20:15 Uhr und noch bis lange nach Abpfiff kreiste ein irrsinnig lauter Polizeihubschrauber im nördlichen Stadtbezirk Bežigrad, der mehr Lärmausstoß verursachte als alle Beteiligten an Sloweniens größtem Fußballspiel zusammen. So kann man seine Bürger in den dicht besiedelten Gebieten um einen geruhsamen Sonntagabend, die älteren von ihnen um den Schlaf bringen und am Ende alles auf Fußballfans abwälzen, die man als Auslöser solcher vermeintlichen Erfordernisse markiert – ob die Drachenbrücke auch noch vibriert hat zu später Stunde?

Aber bevor ich meine schlechte Laune genau darüber nochmal wecke: schnell zurück nach Salzburg! Ja, wirklich! Denn war’s auch daheim häufig schon zum Verzagen, war vieles oft nicht nachvollziehbar, so steigt hier tendenziell gerade kein Helikopter umsonst auf, sondern verschafft sich vielmehr die Vernunft Höhenluft. Hoffnung ist zurückgekehrt, längst mehr als ein Silberstreif am violetten Horizont. Kommt’s aus dem Wald so, wie man hineinruft? Gibt das Leben doch zurück, nämlich im positiven Sinn?

Von den Rängen in die Herzen: Glanzvoller Pflichtsieg

Mir persönlich erschien der Hype um den Kleßheim-Kick ja zeitweise schon zu dick aufgetragen. Lange habe ich geliebäugelt, das Ding auszulassen, die Codes für den Kartenkauf im Fansektor hab’ ich billigend einem Freund vermacht. Dass wir fantechnisch am Ende ohnehin die alleinig Gefeierten sein würden, sollte vorab klar gewesen sein. Dass unser – Adjektive ausgespart – Gegenüber potentiell und sowieso finanziell Möglichkeiten praktisch Ende nie im Talon hat, ebenso. In jeder Hinsicht also Merkmale für einen ungleichen Kampf, der in seinen einzelnen Facetten seine jeweils absehbaren Sieger versprach.

ChrisTEXT – Medienpartner des SV Austria Salzburg

Das Spiel selbst war aber richtig spannend. Kurzzeitig konnte man sich echt ärgern, es verloren zu haben, auch mit dem Gedanken, dass sowieso alles daran hängen würde, wie die Dosen dosieren. Mehr als ich dachte, kann ich im Nachhinein aber unserem Pflichtsieg auf den Rängen abgewinnen. Weil’s für uns jetzt endlich Blumen gibt, wo früher nur Steine lagen …

Violett vorbildhaft

„Die Rückmeldungen waren auch hinter den Kulissen unglaublich positiv, es gab praktisch kein Thema seitens der Polizei […] Besonders beeindruckt hat einfach die unglaublich laute ‚Curva Viola’ […] Neben so vielen anderen positiven Dingen waren einerseits die Stadionverantwortlichen vollkommen perplex, dass große Teile der Choreos weggeräumt wurden und andererseits die Polizei fassungslos – im positivsten Sinn – über die Aktion, dass nach dem Fanmarsch zusammengeräumt wurde“, überlieferte Klubmanager Harald Mittermaier noch am Sonntagabend im Fan-Forum, und zusammenfassend: „Dies war ein zukunftsweisendes Spiel für die Austria – jeder, der heute dabei war, kann stolz auf sich sein!“

Bin ich aber froh, dass ich mir kurzfristig noch Karten für mich samt Frau sichern konnte. Manchmal ist eben gar nicht Vorfreude die schönste Freude. Sondern die Freude darüber, dass wir Stadt, Land und ganz Österreich wieder so eindrücklich zeigen können, wer wir sind, wofür wir stehen als Sportverein Austria Salzburg.

Violett vermerkt

Wir stoßen auf positive Resonanz. Wir erreichen, quasi über die Bande der größeren Bühne gespielt, auch wieder viel mehr Menschen hier bei uns in Salzburg. Wir verdienen – und bekommen zunehmend auch – die Kooperationsbereitschaft seitens der Behörden. Wir werden explizit mit positivem Vermerk in den Berichten von Polizei und Bundesliga hervorgehoben!

Salzburg ist nicht Ljubljana. Ein paar unspektakuläre Drohnen sehen, dass sie nichts sehen nach dem Spiel und wieder eine Woche warten müssen bis zum nächsten Fußballfest. Laut sind hier die Fans, akustisch, optisch und wenn’s die Infrastruktur erlaubt den slowenischen Aushängeschildern sofort auch zahlenmäßig überlegen – das als junger Zweitligist.

Und ehe hier einmal „notwendigerweise“ ein Hubschrauber seine Rotorblätter anwirft, steigen schon wir selbst noch einmal auf!
Gemeinsam. Salzburg meine Stadt, Austria mein Verein!

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