Vor 30 Jahren: Austria Salzburg startet in den Champions-League-Herbst

VioLetter Cover 14. September 2024

Dieser Text ist zuerst erschienen am 14. September 2024, als Leitartikel im „VioLetter“, dem Spieltagsmagazin der Salzburger Austria

Auf den Tag genau heute vor 30 Jahren begann für Austria Salzburg das Abenteuer Champions League. Die Premiere eines österreichischen Klubs in der damals erst frisch etablierten Königsklasse ging vor einer, zumindest vergleichsweise, enttäuschenden Kulisse über die Bühne: Nur 22.500 Zuschauer waren ins Wiener Ernst-Happel-Stadion gekommen, um auf höchster Bühne das interessante Kräftemessen mit dem griechischen Vertreter AEK Athen zu sehen.

0:0 ging’s aus, weil Geburtstagskind Nikola Jurcevic in der 82. Minute – trotz des päpstlichen Segens, den seine Familie an diesem Tag bei Johannes Paul dem II. bekam – nicht das nötige Glück hatte, an der Stange scheiterte.
Auf einen Champions-League-Sieg musste Austria Salzburg damit noch gut zwei Monate warten. Ende November klappte es aber – beim Rückspiel gegen die Schwarz-gelben in Athen, wo dem frühen Pfeifenberger-Doppelpack in der zweiten Halbzeit noch eine „Hasi-Rolle“ folgte, die den 3:1-Sieg im Nea-Filadelfia-Stadion perfekt machte.

2005 war „Jura“ auch Trainer bei Austria Salzburg

Heute gratulieren wir unserer violetten Stürmerlegende Nikola Jurcevic übrigens zum 58. Geburtstag – Alles Gute, Jura!

Die drei Dekaden seither waren auch für AEK keine leichten. Der 1924 von Vertriebenen aus Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, gegründete Verein musste im Mai 2013 Insolvenz anmelden und spielte fortan nicht man in der höchsten, der „Super League“, sondern nur noch in Griechenlands dritter Leistungsklasse, der „Football League“.
Doch das Tränental ist für unseren damaligen Konkurrenten längst durchtaucht. Dreimal wurde man in den Zwanzigerjahren schon wieder Griechischer Meister, in der vergangenen Saison reichte es immerhin zu Platz zwei. Seine Heimspiele trägt AEK im Agia-Sofia-Stadion aus, einem preisgekrönten Schmuckkästchen an Ort und Stelle des alten Stadions, welches der Klub sogar im Eigentum hat – vor zwei Jahren wurde der zum besten Neubau gewählte Fußballtempel eröffnet.

Nun, durch höchst turbulentes Fahrwasser mussten auch wir unseren Verein im letzten Jahrzehnt manövrieren – nur kurze Zeit nach den Wirren des AEK Athen, all unseren Rettern sei Dank mit demselben Ausgang: gerade nochmal gutgegangen.
Allein, dass wir nach bravourös gemeisterter Wende nicht annähernd mit einem Stadion nach unseren Ansprüchen aufwarten können, sind wir AEK hinterher. Ist Salzburg Athen hinterher.

Falls einige das auch bei Österreichern so beliebte Urlaubsland noch allzu sehr mit dem Griechenland-Rettungsschirm assoziieren, auf den sich das einstige EU-Sorgenkind in der Folgezeit der Finanzkrise acht Jahre lang verlassen konnte:
Dort hat man sich gemausert, immerhin. Doch um mit der kommunalen Ebene zu schließen:

Dass sich am Fuße der Akropolis so viel mehr bewegt als unter den Toren Hohensalzburgs, sollte hierzulande nicht nur Fußballfans nachdenklich stimmen …