Punchline zur Crunchtime – Leitgedanken zum Spieltag im Stadionheft „VioLetter“

SV Austria Salzburg Vereinsreporter ChrisTEXT

Der folgende Leitartikel ist erschienen am 12. April 2025 im „VioLetter“, dem Spieltagsmagazin der Salzburger Austria

Gewissheiten gibt es ja kaum noch, im Fußball wie überhaupt. Worauf sich geneigter Austrianer aber seit mehr als 90 Jahren einstellen kann: Unsere irrwitzige Austria liefert die Pointe. Auf irgendeine Art, aber einfach immer, zuverlässig.

Ein stinknormaler Dienstag in der Mozartstadt; Schönwetter sogar, etwas zu jammern gibt’s trotzdem: saukalt. Anstoß um halb sechs, um in den Genuss einer genehmigungsfreien Spielfeldbeleuchtung zu kommen.

Ein herrlich kurzer Dienstweg für dieses Lämpchen in 150 Millionen Kilometern Entfernung, für das es nur keinen Schalter gibt. Unter den knapp 100.000 Lux und zum Anstoß hin noch rund 3.000 Kelvin strahlen aus sicherer Entfernung bald auch die Jungs vom geilsten Verein unter der Sonne. Luca Schmitzberger findet schon nach wenigen Augenblicken einen ganzen Kosmos für sich im Strafraum vor, blüht auf in Raum und Zeit und bringt Leben in die Bude – Planet A1 und A2 verschmelzen zum violetten Jubelmeer. Völlig losgelöst geht’s nach der Führung leider nicht weiter, sondern mit dem St. Johanner Ausgleich.

Doch dieser sollte nur Teil der Vorgeschichte zum späteren Märchen sein. Genauso wie das „schwarze Loch“ danach: Der Rest der tempoarmen Partie zieht sich streckenweise wie ein Kaugummi, ums ins Irdische zu übersetzen. Ab und an ein paar Fangesänge, ein tiefenentspannter Salva, der zwischendurch mal auf der Pressetribüne Platz nimmt – Landescup eben. Aber an der Stelle loben wir uns die Modalitäten des SFV, kompakte Konstellation: Keine Verlängerung, sofort rein ins Elfmeterschießen.

Konrad-Künste nach Frankfurter Schule

Da verschießt wieder einmal ein Saalfeldener, und das ganz im Stil von Wolfgang Feiersinger 1994 im Frankfurter Waldstadion: Voll unter den Ball gefahren, Schuss geht drüber. Ganz mit „Sali“, packt Moritz immerhin das gute Omen für den Fortgang mit in seinen verunglückten Penalty – und siehe da …

… wird der junge Torhüter Edin Omerovic zum Otto Konrad des 21. Jahrhunderts. Zunächst pariert er noch einen zweiten Elfer, erwischt im Vorbeifliegen den Schuss von Waltl und lenkt den Ball an die Unterseite der Querlatte. Dann schnappt er sich die Kugel selbst und donnert sie rein – nicht epochal in die Mitte, mit Wucht und allerbesten Wünschen für einen Torhüter, der sich auf den Weg machen möge wie damals gottlob Ulli Stein, sondern gleich tollkühn ins obere Kreuzeck, sodass des Torhüters Flugpläne ohnehin in jede Richtung belanglos wären.

Lange langweilig, hau ruck historisch – binnen Minuten alles; so schnell geht das im Fußball. Die Moral von der Geschicht’: Gegen die Jungs von Major Tom Hofer sind wir heute Favorit, haben ein Heimspiel, bestes Selbstvertrauen und euch Fans im Rücken. Aber seien wir besser auf alles, und nicht bloß auf ein Papierformresultat eingestellt.

Ein klassisches 2:0 – schwerelos, bei all dem Druck? Vielleicht ja doch, mit unseren violetten Raketen. Aber gewiss nicht abgehoben. Und niemals ohne Pointe!

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