Der violette Marathon an Jubiläen ist immer noch nicht vorbei: Wir dürfen uns diesen Herbst an 30 Jahre Austria Salzburg in der Champions League erinnern. Und schon in diesen Wochen: an die erfolgreiche Qualifikation in den Spielen gegen Maccabi Haifa.
Zum Hinspiel am 10. August 1994 waren kaum Fans mitgereist – zu teuer damals die Flugpreise, geschenkt außerdem die Erwähnung, dass der Nahe Osten schon in den Neunzigern ein riesiger Konfliktherd war. Unterstützung gab’s dafür von österreichischen UN-Soldaten, die auf den Golanhöhen im Einsatz waren. Den Rückstand drehten für die Austria spät Adi Hütter und Mladen Mladenovic aus einem Elfmeter.
Eins, zwei, drei – Oberkörper frei!
Nicht maximal nach Etikette verhielt sich Trainer Otto Baric im Glücksrausch seiner Gefühle, als er – sehr zum Unbehagen der Gastgeber – die anschließende Pressekonferenz oberkörperfrei absolvierte. Ob den Beteiligten später bei den Siegesfeierlichkeiten im Hotel Dan Carmel mehr vom Knigge überliefert war, ist nicht bekannt – die Soldaten aus dem Land der Berge hatten jedenfalls Gefallen gefunden und lieferten auch die rauschende Nacht hindurch, wie zu Befehl, militärischen Beistand.
Am 24. August 1994 wurden im Wiener Ernst-Happel-Stadion wohl noch viele Fingernägel abgebissen, zumindest bis kurz nach der Pause: Denn nach einer schwachen ersten Halbzeit stellte Mladen Mladenovic mit einem sehenswerten und fünf Minuten darauf noch mit einem abgefälschten Freistoßtreffer die Weichen auch im Rückspiel auf Sieg. „Jetzt ist die Tür endgültig offen, Salzburg hat die Goldader gefunden“, freute sich ORF-Kommentator Robert Seeger schon an jenem Abend auf einen knisternden Champions-League-Herbst mit Austria Salzburg.
Good vibes: Simone und die „Dalmatiner“
Die Israelis kamen am Ende nur noch zum Ehrentreffer. Das zwischenzeitliche 3:0 und damit die Entscheidung besorgte Nicola Jurcevic, der wohl dieselben Good vibes aufgetankt hat wie Doppeltorschütze Mladenovic: Denn beide waren sie wenige Tage vor dem Rückspiel noch im Einsatz für die kroatische Nationalmannschaft, siegten dabei mit 4:0 gegen Israel, das sechs Spieler von Gegner Maccabi Haifa im Einsatz hatte.
Bei so gutem nationalem Teamspirit wollte der erste Einzug einer österreichischen Mannschaft in die erst zwei Jahre zuvor neugeschaffene UEFA Champions League im kroatischen Restaurant Komat gefeiert werden. Marinko Koljanin und Otto Baric sangen mit ihren treffsicheren Landsmännern dalmatinische Lieder – weil’s so schön war, kam Schlagersternchen Simone dem violetten Balkan-Quartett zur Seite und sorgte mit heimischem Kehlchen für noch innigere Siegerklänge.
Dieser Text ist zuerst erschienen am 17. August 2024, als Leitartikel im „VioLetter“, dem Spieltagsmagazin der Salzburger Austria