Derbysieg am letzten Drücker

Logo am Trikot des SC Leogang

Spannende Premierenvorstellung der neuen SC-Leogang-Trikots

Mit dem Derby gegen Piesendorf haben sich die Fußballer des SC Leogang den perfekten Anlass auserkoren, ihre neue Dress zu enthüllen. Dabei wäre um ein Haar alles schief gegangen.

Es war im Jahre 1960, noch vor der offiziellen Gründung der eigenen Sportclub-Sektion, als erlesene Pioniere des ballverliebten Ortes in die erste Leoganger Fußballdress schlüpften. Alle sind sie leider nicht mehr unter uns, manch Legende jener Zeit, wie Georg Eder alias „Schneider Schurl“, trifft man aber auch heute noch regelmäßig bei den Heimspielen im Steinbergstadion. Und in Stilfragen haben die aktuell Zuständigen offensichtlich kräftig Anleihe genommen am Chic der Krallerau-Kicker aus den Sechzigerjahren…

Fesche Leiberl, flotter Start

Denn das elegante Längsstreifdesign von einst war sogleich der erste Hingucker dieses Samstagnachmittags, als die Truppe von Emil Lazzeri unter dem Applaus von knapp 200 Zuschauern das Grün des Steinbergstadions betrat. In klassischem Schwarzweiß ging‘s auch gleich schwungvoll los. Erwartungsgemäß waren es die Gastgeber, die von Beginn an am Drücker waren. Schon nach zehn Minuten konnte Moritz Gimpl die Hausherren mit seinem Treffer für eine muntere Startphase belohnen – schnörkellos abgeschlossen nach einer druckvollen Angriffswelle.

Die Sonne ließ sich leider kaum blicken an diesem Samstag. Solarexperte Fred Quehenberger, Spieltagssponsor mit seiner Installationsfirma LH, hätte da wahrlich eine bessere Inszenierung verdient gehabt. Doch vorerst schien es ja, als sollten die Leoganger ihren Gegner sowieso überstrahlen.
Dazu passte auch die gelb-rote Karte von Piesendorfs Jakob Krivanek in der 35. Minute: Nur fünf Minuten nach seiner Verwarnung schickte Schiedsrichter Dusch den 20-Jähigen unter die Dusche, was man so erstmal hinbekommen muss angesichts einer in Summe recht langen Leine der Spielleitung. Ein Elfmeterpfiff für Leogang etwa blieb aus, obwohl das Einsteigen des Gästetorhüters eher an Joey Didulicas Zusammenkunft mit Axel Lawaree 2005 im Wiener Derby denn an eine blitzsaubere Klärung erinnerte.

Piesendorfs Devise: Aus weniger mach mehr

Doch just nach wenigen Minuten in Überzahl begann dieses Spiel, seine überraschende Wende zu nehmen. Die Piesendorfer bauten eine erste Drangphase auf und belohnten sich dafür prompt – den Abschluss von Lukas Rodlberger (39.) kassierte der Leoganger Keeper zu allem Überdruss sogar durch die Hosenträger.

1:1 zur Pause, nicht alles perfekt aber numerische Überlegenheit als beste Voraussetzung, den angepeilten Sieg noch einzufahren. Restlos überzeugt haben die Leoganger bis hierher nur modisch: Endlich findet sich auch das Vereinswappen auf der Brust, so wie sich das für Fußballtrikots inzwischen einfach gehört, auch im Unterhaus.

Bald nach Seitenwechsel war der Ball zwar wieder im richtigen Tor, doch es war längst Abseits angezeigt. Strukturiertes Angriffsspiel der favorisierten Leoganger vermisste man in der Folge, stattdessen waren es noch einmal die dezimierten Piesendorfer, die entschlossen vors Gehäuse kamen: Ein Pass durch die löchrige Leoganger Hintermannschaft erreichte wieder den starken Rodlberger, der in der 55. Minute souverän zur Gästeführung einschob und schonmal dezent zum Mann des Spiels avancierte.

Steinbergstadion mit Blick nach Leogang
Mit drei Punkten verabschiedet sich der SCL aus einem schwierigen Spielmonat Mai

Letztes Aufbäumen bringt Wende

Die mitgereisten Schlachtenbummler aus Piesendorf schwangen ihre Fahnen in den ehrenwerten Farben violett und weiß. Sie hatten jetzt die Oberhand und konnten zusehen, wie der überraschende Derbysieg ihrer Mannschaft Minute für Minute näher rückte. Leogang machte weiterhin wenig aus der Überzahl, war nur einmal brandgefährlich, doch Matteo Huber knallte drüber (77.).

Es war schon ruhig geworden auf den Rängen der Heimischen, da gab’s noch ein letztes Aufbäumen des Sportclubs – und das hatte es in sich: Dicht dran am Sieg, vergessen die Jungs von Manuel Entleitner bei einem Eckball den heraneilenden Kevin Schmied, der sich schnell löst und zu einem Ausgleich einköpft, der die längste Zeit über nicht in der Luft lag.

Märchenhaftes Finish: Roli lässt das Dorf erstrahlen

Plötzlich aber war alles drin, drei Minuten Nachspielzeit und eine völlig andere Körpersprache bei allen auf dem Rasen. Kurz aber doch hat es sich so gesehen gar angebahnt, jenes Märchen, welches die Nummer 7 des SCL in der 93. Minute schrieb: Roland Quehenberger, der Sohn des Matchsponsors, wird von Ausgleichsschützen Schmied bedient, nutzt den vielen Raum im Zentrum und netzt den kaum mehr für möglich gehaltenen 3:2-Siegtreffer ein – was für ein irres Finish, welch dramatisches Ende eines Spiels, das gleich mehrere Wendungen hingelegt hat.

So strahlt Leogang am Ende dieses Spieltags auch ohne Sonne und fährt nach schwierigen Wochen einen erlösenden Dreier im Pinzgauer Derby ein. Die an diesem Tag mehr als ebenbürtigen Piesendorfer hält der Sportclub nunmehr bereits mit 13 Punkten auf Distanz. Überzeugend war die Vorstellung des SCL zwar nur in wenigen Momenten, diese reichten jedoch für ein kräftiges Ausrufezeichen vor den letzten beiden Runden.

Siegtorschütze Roland Quehenberger
Torgefahr trifft Objektivität, die Nummer 7 trifft die Nummer 1: Der stets fannahe Siegtorschütze Roli nach dem Spiel im entspannten Pläuschchen mit dem Redakteur seines Vertrauens

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