Secrets of Salzburg – Die Mozartstadt auf den zweiten Blick

Blick auf die Festung über Salzburg vom Kapitelplatz aus

Salzburg-Tipps für Studierende und Besucher

Wenn im Oktober wieder Studierende nach Salzburg kommen, beginnen auch wieder neue Entdeckungsreisen. Die Stadt hält bestimmt, was sie verspricht: Bekannte Sehenswürdigkeiten, schöne Gassen und die Klänge von Mozart – eine Kleinstadt von Weltformat eben, für die man als Tourist auf jeden Fall ausreichend Zeit einkalkulieren sollte.

Doch auch wer einen längeren Aufenthalt vor sich hat, muss sich nicht zwangsläufig von der Nostalgie der Altstadt übersättigen. In vielerlei Hinsicht eröffnen sich neue Welten, wenn man Salzburg einen zweiten Blick widmet – eine lohnende Idee für viele, von der Naschkatze bis zum trinkfesten Studenten.

Mozartkugel – wer hat’s erfunden?

Echt vs. Original, Mirabell vs. Fürst
Echt vs. Original, Mirabell vs. Fürst

„Die rot-goldene Verpackung, da sind die Echten drin“, das könnten Kenner Salzburgs über die Mozartkugeln durchaus sagen. Das stimmt auch, ist aber ohne eine weitere Information doch gefährliches Halbwissen. Denn neben den „echten“ gibt es auch die „originalen“ Salzburger Mozartkugeln und deren Verpackung ist blau-silber. Der Salzburger Konditor Paul Fürst kreierte 1890 das Original, das nach wie vor vom Familienbetrieb nach Ur-Rezept produziert und exklusiv verkauft wird. Das Original ist Fürst also nicht streitig zu machen, doch die lockeren Schutzrechte öffneten Tür und Tor für Nachahmerprodukte.

Zu großer Bekanntheit bringen es die Mozartkugeln von Kraft Foods durch ihre Marke Mirabell. Österreichs größter Mozartkugel-Hersteller produziert diese „echten“ Salzburger Mozartkugeln industriell und ist führend in Sachen Vermarktung, das rot-goldene Design der Mirabell-Mozartkugeln prägt das Bild vieler Altstadtgassen. Echt oder Original, an der Uni eine Begriffsdefinition, für Naschkatzen mitunter eine Glaubensfrage.

Fußball – eine Frage der Ideologie

Fans bei einem Heimspiel des SV Austria Salzburg im Stadtteil Maxglan
Fans bei einem Heimspiel des SV Austria Salzburg im Stadtteil Maxglan

Red Bull Salzburg ist Abo-Meister in der Österreichischen Bundesliga und seit Jahren das Maß aller Dinge im heimischen Klubfußball. Neben Fußball ist der Getränkekonzern aus Fuschl, nahe Salzburg, auch im Eishockey großer Finanzier und macht damit Salzburgs Profisport österreichweit sehr erfolgreich. Keine Freunde macht man sich damit, wenn man diese Geschichte in Salzburg-Maxglan erzählt. Einen Steinwurf von der Stiegl-Brauerei entfernt ist dort jener Fußballklub beheimatet, dessen Identität bei der Übernahme den Vorstellungen Red Bulls weichen musste. Fans gründeten den SV Austria Salzburg daraufhin neu und gliederten ihn 2006 wieder so in den Spielbetrieb ein, wie sie sich das vorstellen: in den Farben violett und weiß.

Zwar dockte die in der untersten Spielklasse (7. Liga) neugestartete Austria unlängst schon wieder am Profifußball an, es folgten aber finanzielle Probleme, womit sich der Klub derzeit mit der Regionalliga, Österreichs dritter Spielklasse, abfinden muss. Europacup-Glorie und Bundesliga sind zwar aktuell in weiter Ferne, die Vorherrschaft in Sachen Stimmung und Fußballkultur beansprucht man beim einst so beliebten Traditionsklub aber auch weiterhin.

Apropos Tradition: Noch länger als die Austria gibt es Salzburgs ältesten Fußballklub, den im Uni-Stadtteil Nonntal beheimateten SAK 1914. Überhaupt gibt es viele Stadtvereine in Salzburg, die sich bestimmt über kickende Studierende in ihren Reihen freuen würden.

Bierhauptstadt Österreichs

Die Treppe, die den Namen gibt: Das Stiegl-Stiegl.
Die Treppe, die den Namen gibt: Das Stiegl-Stiegl.

Christoph Kolumbus entdeckte 1492 Amerika. Was für die Weltgeschichte ein Meilenstein sein mag, ist für Salzburger Biertrinker eine Randnotiz. Denn just seit diesem Jahr gibt es auch Stiegl, mittlerweile Österreichs größte Privatbrauerei. Eine kleine Treppe, in lokaler Umgangssprache ein „Stiegl“, die von der alten Brauerei zum Almkanal führte, gibt dem Stiegl-Bier bis heute seinen Namen. Diese Treppe gibt es nach mehreren Liegenschaftsverkäufen der einstigen Braustätte so zwar nicht mehr, wer dennoch auf historischem Pfad der Biergeschichte spazieren möchte, der kann das aber tun. Es gibt an selber Stelle auch heute wieder ein „Stiegl“, das ist die Treppe von der Gstättengasse zum Anton-Neumayer-Platz.

Wer zuvor bereits Kostproben der Vielfalt von Salzburgs Bieren zu sich genommen hat, könnte dort aber gehörig ins Wanken kommen, denn die Bierhauptstadt Österreichs hat noch viele weitere Brauereien von internationalem Format zu bieten. Die Privatbrauerei von Josef Sigl in Obertrum, unweit der Landeshauptstadt, ist bekannt für Innovationen wie Gläsertrends. So wurde dem Trumer Pils eine schicke Anmutung verpasst, die auch immer mehr Frauen anspricht. Das Augustinerbräu ist ein Braukloster in Salzburg-Mülln und als solches eine noch aktive Museumsbrauerei. Bei offener Gärung wird hier ein Bier produziert, das die Gäste aus Tonkrügen – in den Sommermonaten auch gerne im Biergarten – zu einer deftigen Jause mit Leberkäse genießen. Auch die Weißbierbrauerei in der Bayerhamerstraße ist eine Besonderheit, die Salzburg für Bierliebhaber so interessant macht. Die Handwerkstradition der „Weissen“ geht auf das Jahr 1901 zurück, noch heute braut man dort nach dem Ursprungsrezept. Zusätzlich hat man gleich an das traditionelle Wirtshaus mit Gastgarten die Musikbar „Sudwerk“ angeschlossen, verbindet damit Tradition und Moderne.

Bierkonsum mit Studienfortschritt zu verbinden könnte demnach eine weitere Herausforderung werden. Das lebhafte Nachtleben der vielen Bars wird vor allem in der warmen Jahreszeit durch viele Feste ergänzt, von der Linzergasse bis zum Kaiviertel feiert man an jeder Ecke. Los geht’s damit am Pfingstwochenende mit der Salzburger Dult am Messegelände. Ein alljährlicher Höhepunkt ist der Rupertikirtag im September, ein Volksfest zeitgleich zur Münchner „Wiesn“, bei dem auch Salzburgs Bierkultur zelebriert wird. „Vernünftig genießen“ scheint bei diesem Angebot eine gute Devise fürs Studium zu sein.

Advent in Salzburg

Christkindlmarkt vor dem Salzburger Dom: Glühwein & Co. gibt’s hier jedes Jahr ab Mitte November.
Christkindlmarkt vor dem Salzburger Dom: Glühwein & Co. gibt’s hier jedes Jahr ab Mitte November.

Der Advent kann eine ungemein stressige Zeit sein. So vieles möchte manch einer noch vor Weihnachten erledigen, so manches muss sein, wenn die Pflicht ruft. Neu zugezogene Studierende haben sich für gewöhnlich bereits an das Leben in Salzburg gewöhnt, wenn die erste Kerze am Adventkranz brennt. Glücklich ist jetzt, wer Präsentationen, Prüfungen & Co. erst ab Jänner im Kalender stehen hat. Es lockt nämlich der Duft von Glühwein und Co. bei den Adventmärkten in Stadt und Land Salzburg.

Der große Christkindlmarkt am Dom- und Residenzplatz gilt als einer der schönsten Europas. Er bringt jedes Jahr stimmungsvolles Ambiente in die Altstadt, verkauft werden neben Glühwein, Punsch und kleinen Imbissen auch Kunsthandwerk, regionale Spezialitäten und Süßigkeiten. Der Weihnachtskitsch am Fuße der Festung hat nie etwas von seiner Beliebtheit verloren, während immer mehr Angebote dazukommen.

Viele Einheimische bevorzugen in der Stadt den besonders an Wochenenden etwas ruhigeren Hellbrunner Adventzauber. Bekannt für eine romantische Vorweihnachtszeit sind auch die Dörfer rund um das Seengebiet zwischen Wolfgangsee und Fuschlsee, die den Advent im Salzkammergut organisieren. Einen Abstecher aufs Land ist zudem das Großarltal wert: Der Salzburger Bergadvent ist bestimmt ein Highlight der Vorweihnachtszeit im Innergebirg, wo sich auch häufiger eine verschneite Kulisse bietet.

Wer also Festung, Mirabellgarten und Getreidegasse entdeckt hat, der ist mit Salzburg noch lange nicht fertig. Schon so manche Studentin soll sich letztlich weniger Gedanken darüber gemacht haben, was sie denn in Salzburg so unternehmen kann, als darüber, wie sie wohl neben Alldem noch genug Zeit für ihr Studium findet.