Wusstet ihr’s? ChrisTEXT, euer Content-Profi für Politik, Medien, Tourismus und Sport, schreibt auch gerne Reden. Eine, wofür gar kein Briefing in dem Sinn nötig war, habe ich in der letzten Oktoberwoche verfasst: Mir wurde die Ehre zuteil, die Rede für die Schlusskundgebung zur Demo für eine Stadionlösung bei Austria Salzburg verfassen zu dürfen. Vereins- und Fanvertreter Stefan Schubert hat sie gestern Mittag vor rund 600 Leuten, die sich am Kajetanerplatz versammelt hatten, überzeugend vorgetragen.
Für alle, die nicht vor Ort waren oder denen die akustischen Verhältnisse durchs Megaphon an diesem nasskalten Samstag nicht gelegen kamen alles optimal mitzuhören, gibt’s hier die gesamte Rede nochmal bequem nachzulesen. Damit alle – wirklich alle – mitkriegen, wie dringend unsere Message ist, übrigens gleich mit dem Appell, sie fleißig zu teilen und zu verbreiten!
Liebe Salzburgerinnen und Salzburger, Liebe Sportfreunde, Liebe Fußballfans!
„Das ist ja alles schön und gut, aber wer bitte soll sowas jemals finanzieren?“ Das haben wir so schon oft gehört, oder? Der Zankapfel Finanzierung, mit dem alles steht oder fällt bei begehrenswerten Projekten – irgendwie auch legitim.
Uns ist klar geworden im letzten Jahrzehnt, dass wir für unser Bestreben nach einem Stadion das Thema Finanzierung nicht der öffentlichen Gunst überlassen dürfen. Wir haben in diesem Punkt einen sehr realistischen Zugang eingenommen. Es ist einfach höchst unpopulär, um Mittel aus dem Steuertopf anzusuchen. Schnell wird jede sachliche Debatte auf die Finanzierungsfrage heruntergebrochen und es fehlen dir schnell die Argumente, wenn du mit solchen Voraussetzungen, quasi mit leeren Taschen, herantrittst.
Es ist schier unglaublich – erst recht mit Blick auf die massiven Turbulenzen, in die wir nach unserem ersten Profi-Anlauf der neuen Ära geraten sind – dass wir, die kleine, bodenständige Salzburger Austria, tatsächlich einen Partner gefunden haben, an dessen Seite wir feststellen können, wovon wir bisher selbst in besten Zeiten nur träumen konnten: Wir können die gesamte Finanzierung eines 100 Prozent optimalen, zukunftsfitten Stadions für die Austria dank unseres Partners und Gönners komplett selbstständig stemmen, mehr noch: Wir können die Sportstadt Salzburg würdevoll im Profifußball repräsentieren, in einem Stadion, welches letztlich dann sogar ihr, der Stadt, der Öffentlichkeit, jeder Bürgerin, jedem Bürger, gehört. Ja, der bayerische Baulöwe Max Aicher schenkt uns von der Austria nur die sportlich-ambitionierte Zukunft, die damit verbunden ist, wir zahlen der öffentlichen Hand ganz normal Miete. Das Stadion an sich schenkt Max Aicher der Stadt, euch und uns allen.
Liebe Salzburgerinnen und Salzburger!
Das Gesamtprojekt, welches unser Hauptsponsor für die Stadt Salzburg und die Austria auf die Beine stellen möchte, hat neben dem Stadion noch einige Facetten mehr. Und da kommen wir nicht drum herum festzustellen, dass Fußball längst nicht alles ist im täglichen Leben. In unserer Stadt mangelt es seit Jahren ganz eklatant an Wohnraum. Hierherkommen, etwa zum Arbeiten oder Studieren, möchten die Menschen aber jedenfalls. Auf Folgeerscheinungen, wie Verkehrsfragen und das Pendlerthema, gehen wir mal lieber gar nicht ein, zumal mit dem Stadionprojekt eine massive Abhilfe zur Wohnungsnot einherginge:
Satte 428 Wohnungen würden ins Ensemble dieses Stadions am Messegelände integriert werden, jede zweite entfiele sogar auf den sozialen Wohnbau.
Man könnte direkt euphorisch werden bei so erfreulichen Neuigkeiten in diesen Zeiten. Aber Liebe Salzburgerinnen und Salzburger:
Unsere Stadt lässt uns dieses Projekt nicht umsetzen. Vor einem Jahr wurde es vorgestellt, postwendend mit einigen absurden Statements kommentiert und seither regiert der Stillstand. Es herrscht eine völlige Blockadepolitik sämtlicher Vertreterinnen und Vertreter.
- Völlige Blockade, obwohl mit dem Projekt sogar die ehemalige Mülldeponie unter dem Messeparkplatz mit ihren gefährlichen Altlasten vollständig saniert werden würde. Eine doppelstöckige Tiefgarage mit 1.200 Stellplätzen würde an besagter Stelle errichtet werden, dem Steuerzahler käme diese ohnehin notwendige Maßnahme bei der Gelegenheit kostenlos.
- Völlige Blockade, obwohl das ausgeklügelte Projekt ein zukunftsweisendes Statement gegen die problematische und hierzulande leider allgegenwärtige Bodenversiegelung darstellt. Eine Fläche von rund 20 Fußballfeldern wird in Österreich jeden Tag (!) zugepflastert. Die Folgen sind weitreichend, nur eine Auswirkung sei beispielhaft veranschaulicht, da sie uns schon heute recht unmittelbar betrifft: Es tritt weniger Wasser in den Boden ein und das niedrigere Grundwasser begünstigt Dürreschäden – ein Problem für die Landwirtschaft. Die hohen Einheiten rund um das Stadion – 48 Meter ragen die 12-stöckigen Wohntürme in die Luft – und die kombinierten Nutzungsmöglichkeiten – wir sprechen hier von einem echten Multifunktionskomplex – stellen eine sinnvolle Verdichtung auf der bebauten Fläche dar und halten den Projektfußabdruck mit 19.980 Quadratmetern erstaunlich gering. Anderswo wäre man regelrecht stolz auf so etwas!
- Völlige Blockade, wie angesprochen, garniert mit absurden Aussagen von Stadtpolitikern: Die Wohnungen im Stadionareal und in Autobahnnähe seien zu laut. Mit Verlaub, aber es wohnen auch jetzt schon Menschen noch näher an der Autobahn, die Bauvorschriften, welche auch den Lärmschutz beinhalten, sind strenger denn je und last but not least: Wissen die Politikerinnen und Politiker hierzulande eigentlich, was bei Wohnungen in diesen Zeiten am aller gefragtesten ist? Dass Sie leistbar sind, liebe Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, dass es sich hier leben lässt, ob man nun beim Schloss Mirabell ein und aus geht jeden Tag, bei Parteizentralen oder doch ganz wo anders!
Liebe Fußballfans, die ihr heute hierhergekommen seid, Liebe Sportfreude, vor allem aber nochmal Liebe Salzburgerinnen und Salzburger!
Fußball ist auch ein Spiel der Emotionen, wir stehen ja selbst dafür. Gewiss hat sich da einiges verändert in den letzten Jahren. Es gibt noch ganz andere Player als uns, jedenfalls im nahen Umkreis dieser schönen Stadt. Wir sind nicht mehr, so wie früher, das Liebkind der Allermeisten – nicht immer spricht von der Austria, wer gerade über Fußball spricht. Das sind heute die Gegebenheiten und zugegeben: Diese sind neu, ganz anders als in den Neunzigern, und auch wir mussten erst unseren Platz darin finden.
Vielleicht hat uns das sogar gutgetan. Denn heute werben wir wieder um euch. Um euer Fußballherz, um eure Sympathien. Wir freuen uns, wenn ihr mit uns fiebert und uns die Daumen drückt. Mehr noch, da’s nicht mehr selbstverständlich ist heutzutage – ihr könnt es euch ja quasi aussuchen, mit welcher Mannschaft ihr es halten möchtet, welchen Stil von Fußball ihr bevorzugt.
Während wir um eure Gunst am Fußballplatz buhlen, mit Erfolg oder auch vergebens, sind wir außerhalb des grünen Rasens alle gemeinsam Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, atmen die selbe gute Luft und teilen oft die selben Sorgen und Ängste.
Und als solche müssten wir für gewöhnlich nicht buhlen, sondern dürfen uns, so wie alle Bürgerinnen und Bürger, von den Politikerinnen und Politikern etwas erwarten, im konkreten Fall nur eines: dass man sich für uns einsetzt. Damit fordern wir eben genau das ein, was auch ihr euch alle, als Salzburgerinnen und Salzburger, hoffentlich jederzeit von den demokratisch gewählten Volksvertreter:innen erwarten könnt. Einen Grundsatz, an dem wir meinen, dass nicht gerüttelt werden darf.
Also, Lieber Herr Vizebürgermeister Bernhard Auinger, Liebe Baustadträtin Barbara Unterkofler – Liebe Politikerinnen und Politiker dieser Stadt, die ihr Argumente hört, abwägt und konstruktiv Lösungen bestmöglich im Sinne aller Bürgerinnen und Bürger in der Stadt Salzburg ausarbeitet!
Wir möchten Gehör finden für unser dringendes Anliegen eines neuen Stadions! Wir – und bestimmt nicht nur wir (!) – möchten gute und weitreichende Argumente nicht länger vom Amtsthron stolzierend weggeschmettert sehen – diesbezüglich hat der Zeitgeist ja schon einmal ganz laut zurückgerufen in diesem Jahr, beim Nein zum Ausbau der Mönchsberggarage. Wir wollen eine ernsthafte, sachliche und lösungsorientierte Auseinandersetzung der Stadtpolitik mit der immer drängender werdenden Stadionthematik bei Austria Salzburg!
Der formal aktuelle Stand zu diesem Schmuckstück eines 5.000-Zuschauer-Stadions kurz zusammengefasst: Es kam lediglich mal ein Prüfbericht aus dem Bauressort der Stadt, zwei Dutzend Auflagen enthält er. Herr Diplomingenieur Aicher und sein Team sind schon seit Monaten dran, auch diese im Detail abzuarbeiten.
Weil dieses Projekt Plan A war und ist, brauchen wir auch nicht darauf eingehen, dass die Aicher-Gruppe sogar noch zwei Alternativen auf den Tisch gebracht hat – letztlich verhält sich die Reaktion darauf sowieso analog dazu.
Das Wesentliche nämlich: Jegliches sachliche Argument gegen diese vielen guten Gründe Max Aichers, Salzburg und der Salzburger Austria dieses Projekt, diese 193 Millionen Euro und diese glänzende, nachhaltige Zukunftsaussicht zu schenken, sind uns alle Damen und Herren der Stadtpolitik bis zum heutigen Tag schuldig geblieben. Während sie ihrerseits freilich keinen Finger gerührt haben, für unseren aufstrebenden Verein eine andere, adäquate Stadionlösung auf den Weg zu bringen.
Um die Zahlen nochmal zu verdeutlichen: 193 Millionen Euro! Das Stadion selbst ist darin übrigens „nur“ mit ca. 30 Mio. veranschlagt – mehr als zwei Drittel der Summe, etwa 135 Millionen, würde tatsächlich rein in den Wohnbau fließen!
Denkt alle daran: Heute betrifft sie die Austria, diese unsägliche Ignoranz der lokalen Politik, und mit ihr de facto alle Wohnungssuchenden, die eben keinen günstigeren Markt vorfinden, schlicht mangels des politischen Willens, ja der politischen Bereitschaft, sich überhaupt ernsthaft mit diesem innovativen Vorhaben zu befassen.
Morgen könntet ihr die Nächsten sein, deren Anliegen als vermeintlich marginales Partikularinteresse auf so eine Art und Weise abgefertigt und eingestampft wird von den Verantwortlichen in unserer Stadt.
Dabei wär’s so einfach: Möglichmachen, die engagierten Kräfte machen lassen statt sich mit absurden Schikanen in den Weg zu stellen – und schon käme es zur Realisierung dieses baufertig geplanten und vollständig ausfinanzierten Projekts, welches, mit Bedacht angemessen, der ambitionierten Austria und einer gerne als solche beschworenen „Sportstadt Salzburg“ tatsächlich gleichermaßen gerecht werden würde.
Wogegen Grödig wahrlich nur ein dürftiges Hickhack wäre. Wobei, klar: Auch jede kleine Lösung ist besser als gar keine, auf jeden Fall. Einige Schlagzeilen sind doch glatt mal wieder aufgeflammt in diese Richtung, just in den letzten Tagen. Wir werden uns gegen nichts verschließen, was uns voranbringt, selbstverständlich nicht. Aber wenn wir mal anhand der praktischen Erfahrung darauf eingehen: Für das Cup-Spiel gegen Sturm Graz hätten wir Grödig angefragt – die Polizei hätte es uns nicht genehmigt. Noch Fragen?
Lieber Herr Bürgermeister Harald Preuner, den wir Sie hier selbstverständlich auch noch ansprechen!
Wir wissen ja, dass es ein Bayern-Leiberl ist, welches Ihr Büro ziert. Allen Respekt für Ihre Sympathien, es muss ja auch wirklich vollkommen wurscht sein, ob Sie’s persönlich mit den Roten aus München und / oder Salzburg halten, sprechen wir’s aus: Auch ein Red-Bull-Trikot wird kein Hindernis sein, sich mit unserer Stadionproblematik professionell, konstruktiv und vor allem lösungsorientiert auseinanderzusetzen, wenn wir von einem redlichen Amtsverständnis ausgehen.
Liebe Stadtpolitikerinnen und Stadtpolitiker, die wir euch heute angesprochen haben: Zeigt, dass ihr es drauf habt und arbeitet MIT uns an der besten Stadionlösung für Austria Salzburg!
Und allen von euch hier Herzlichen Dank fürs Kommen und Dabeisein heute. Seid guter Dinge, dass sich das engagierte Füße vertreten auch wirklich ausgezahlt hat, ja vielmehr noch auszahlen wird. Denn wir sind überzeugt davon, dass es bei dieser Demo bzw. diesem Thema nicht nur um die Zukunft von Austria Salzburg geht, sondern generell darum, wie man in dieser Stadt mit uns Bürgerinnen und Bürgern umgeht.
Wie jede Woche hat ChrisTEXT auch wieder die aktuelle Spielvorschau für die Austria-Salzburg-Homepage verfasst. Alles zu diesem besonderen Tag, zur Demo und zum vielleicht letzten Stadtderby für lange Zeit als Appetitmacher im Vorfeld – für alle, die’s interessiert: auch dieser Bericht hier nochmal zum Nachlesen!
An dieser Stelle wünsche ich allen Austrianern eine „schöne“, vor allen Dingen kurzweilige Winterpause. Mit nur 125 fußballfreien Tagen bis zum nächsten Meisterschaftsspiel daheim, am 11. März 2023 gegen den SC Golling, ist sie glücklicherweise so kurz wie lange nicht. Außerdem – „fußballfrei“ – das stimmt so nicht ganz: Denn am 28. Dezember geht’s bekanntlich, für viele per Charterflug, zu unseren Freunden ins süditalienische Barletta. ASD Barletta 1922 – SV Austria Salzburg, Anstoß ist um 20:30 Uhr im Stadio Cosimo Puttilli – ein ganz spezielles Freundschaftsspiel „zwischen den Jahren“, hat man schließlich auch nicht alle Tage.