Der SFV-Cup – ein Pokal mit Pausen

SFV-Cup 2023 - Pokalsieger Landescup SV Austria Salzburg

Seit fast 100 Jahren versuchen auch in unserem Bundesland die vermeintlich Kleinen, die Großen zu ärgern. Ein Streifzug durch die Salzburger Cup-Historie.

Dieser Artikel ist gestern im Rahmen vom SFV-Cup-Finale print-exklusiv in der Sonderausgabe des Austria-Salzburg-Stadionhefts „VioLetter“ erschienen – jetzt und hier für euch auch online, zur Nachlese des gestrigen Pokalabends.

Der „Cup des Salzburger Fußballverbandes“, so der ursprüngliche volle Name, wird offiziell seit 1926 ausgetragen. Im Gründungsjahr startete der Bewerb im März, schon im September stieg das Finalspiel – als erster Sieger ist der 1. Salzburger SK von 1919 hervorgegangen. Den Testlauf unter Vereinen der zweiten Klassen, der bereits im Herbst davor stattgefunden hat, gewann ein gewisser SK Vorwärts Maxglan – falls es jemand als gutes Omen werten will…

Losgelöst ins eigene Salzburger Fußballzeitalter

Die Entstehungsgeschichte fußt auf der Abspaltung des Salzburger Fußballbetriebs von der einst gemeinsamen Organisation mit dem oberösterreichischen Fußballverband. Die Nachbarn hatten regelrecht gewettert gegen das Vorhaben Salzburgs, mit einem neuen, eigenständigen Verband in den ÖFB eintreten zu wollen, was aber letztlich durchging – dass man alldem im „Land der Vierteln“ heute wohl keine Träne mehr nachweinen wird, ist eine andere Geschichte.

So kam es 1921 zur erstmaligen Durchführung eines rein Salzburger Meisterschaftsbetriebs, ehe es fünf Jahre später eben auch mit dem Cup soweit war. „Salzburger Landespokal“ hieß das Format zunächst – nicht umsonst, wurde der Bewerb doch tatsächlich mit der Stiftung dessen begehrter Silberware initiiert. Der damalige Salzburger Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl hat dem Salzburger AK 1914 einen prächtigen Pokal vermacht, gestiftet mit der Auflage, diesen als „Pokal des Landeshauptmanns“ jährlich unter erstklassigen Vereinen des Bundeslands auszuspielen und den Siegern als Wanderpokal zu überlassen.

Die harten Bandagen der Frühzeit

Heiß ging es her in den Anfangsjahren. Besonders die zweite Auflage nahm ein skandalöses Ende. Bereits die beiden Halbfinalspiele hatten es im negativsten Sinne in sich: Bei SAK vs. ASK machten mehrere ASK-Spieler nach umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen einfach mal den Abgang vom Feld, während beim Spiel unseres Vorgängerklubs Hertha einige Spieler von Gegner SSK gar den Schiedsrichter tätlich angegriffen haben.

Fast schon folgerichtig wuchs dann auch das Finale SAK vs. SSK zu einem einzigen Skandal aus. Viele Härteeinlagen führten zu zahlreichen Ausschlüssen, weshalb das Spiel letztlich wegen zu wenigen Spielern auf dem Feld abgebrochen werden musste. Der Verband hat daraufhin entschieden, den Titel in jenem Jahr nicht zu vergeben. Dabei hatte man offenbar mit vielem gerechnet und eigentlich vorgesorgt: Doch auch die Bestellung eines deutschen Schiedsrichters konnte nichts von dem angestauten „Gift“ aus besagter Partie nehmen.

Unseretwegen muss diesmal freilich kein Gespann aus Deutschland anreisen. Wir sind schon vollauf zufrieden, wenn sich unbefangene Unparteiische aus heimischen Gefilden finden und sind ohnehin bester Dinge für ein faires Finale zweier würdiger Kontrahenten.

Alte Siege rosten nicht

Doch zurück in die Frühzeit des Landescups. Diese brachte serienweise Triumphe für den SAK. Mit sechs Cup-Siegen sind die Nonntaler bis heute Rekordtitelträger, allesamt errungen en suite zwischen 1929 und 1934 – wir sind so fair und graben das mal aus, trotz nunmehr fast 90-jähriger Flaute.

Zumal es den Cup zwischendurch ein halbes Jahrhundert lang nicht gegeben hat. Ein erstes Ende fand das Format, welches man anfangs einige Zeit lang artig „Dr.-Franz-Rehrl-Pokal“ nannte, 1938. Da war der Bewerb bereits ausgelost, doch durch den Anschluss Österreichs an das Naziregime änderte sich auch im Sport alles.

Die Wiedereinführung nach dem Krieg verlief mehr als holprig. Man musste feststellen, dass das Interesse enorm geschwunden war. Zu den mannigfaltigen Gründen zählte auch der größer gewordene Leistungsunterschied zwischen den Spielklassen – die Spannung war nicht mehr in dem Maß gegeben wie zu früheren Zeiten. Es kam dann bis zum Ende der Fünfzigerjahre noch zu einem weiteren Aussetzen des Bewerbs und auch zu einem neuerlichen Anlauf, doch letztlich funktionierte der Cup nicht mehr so, wie man sich das vorstellte und so war dann doch dessen jahrzehntelange Einstellung die Folge.

Schnell ein Titel, bevor’s zu spät ist

Bevor wir uns mit der jüngeren Geschichte auseinandersetzen, ist es jetzt höchste Zeit, einmal auf die violett-weißen Erfolge früherer Cup-Epochen zurückzublicken. Bevor die Austria, gerade noch in der letzten Auflage vor dem Zweiten Weltkrieg, den Cup 1937 erstmals gewinnen konnte, standen ihre Vorgängerklubs Hertha und Rapid schon sechs Mal im Finale und verloren das Endspiel ebenso oft. Ganze fünf Mal passierte die Hertha, nach teils herben Finalniederlagen, den Pokal, ohne ihn mitnehmen zu dürfen, einmal war es Rapid Salzburg, das im Finale gehörig unter die Räder kam.

Und auch den zweiten Titel – 5:0 im Finale gegen den 1. Halleiner SK – schnappte sich die Austria 1959 ausgerechnet, als daraufhin wieder Schluss war mit diesem Bewerb – diesmal allerdings für sehr viel längere Zeit, 45 Jahre ohne SFV-Cup sollten von da an ins Land ziehen.

Bestes Bier und neue Popularität für den Pokal

Denn erst im neuen Jahrtausend, zur Saison 2004/05, ließ der Salzburger Fußballverband seinen Pokalwettbewerb wiederauferstehen. Mit Stiegl konnte man Österreichs größte Privatbrauerei als Sponsor gewinnen und so erfreut sich der jetzige SFV-Landescup, als reizvoller Qualifikationsbewerb für den ÖFB-Cup, fast zwei Jahrzehnte nach seiner Wiedereinführung durchaus wieder deutlich gestiegener Beliebtheit.

In dieser aktuellen Ära war es übrigens gleich der Auftakt, zu dem sich die Austria ihren nächsten Titel sichern konnte – genau gesagt die Amateurmannschaft des damaligen SV Wüstenrot Salzburg, die im Finale 2005 gegen den PSV Schwarz-Weiß die Oberhand behielt. Nach unserer eigenen Wiederauferstehung, in den ersten Unterhausjahren, waren die Landescup-Spiele häufig Fußballfeste. 2008 schafften wir es erstmals als Underdog bis in den Mai hinein, wo das Halbfinale in Maxglan als „Spiel des Jahres“ ausgerufen war: Unsere gefeierte Mannschaft scheiterte nur knapp am späteren Titelgewinner FC Hallein 04.

Als sich Violett zum Cup-Spezialisten mauserte

Es dauerte noch ein paar Jahre, dann aber startete die Austria eine wahrhaft stolze Serie: Von 2012 bis 2014 streifte sich unsere aufblühende Regionalliga-Mannschaft ihren Titel-Hattrick im Landescup ein.

Den ersten Cup-Titel der „Neuzeit“ holten sich die Violetten vor elf Jahren im Finale ausgerechnet gegen Stadtrivale SAK, der klar und deutlich mit 4:0 abgefertigt wurde. Ein Jahr später bekamen wir es im Endspiel mit unserem ewigen Widersacher St. Johann zu tun, den wir mit demselben Ergebnis besiegten. Die Pongauer waren dann auch 2014 nochmal unser Finalgegner, wieder sprang ein Sieg mit vier Toren Differenz heraus – ein 6:2 war’s, welches das Titel-Triple einer fast schon am Zenit ihres steilen Aufstiegs befindlichen Austria perfekt machte.

In der folgenden Spielzeit verabschiedete sich unsere Mannschaft schon im August in Siezenheim aus dem Cup, später dann ob des Aufstiegs ganz aus dem Amateurbereich – für kurze Zeit war der SFV-Cup damit vor Austria-Titeln „sicher“. Doch auch nach der unsanften Landung, zurück aus dem Profibereich, mussten wir den Pokal erstmal wieder anderen überlassen.

In wahren Büchern steht geschrieben: Der nächste Cup ist Nummer sieben!

Eben bis heute, wenn’s nach uns geht – nach neun Jahren ist es ja jetzt wirklich an der Zeit, die begehrte Trophäe wieder in den Eugendorfer Nachthimmel zu stemmen und damit einen historischen Titelgewinn zu feiern.

Denn wer sich die Cup-Geschichte bis hierher aufmerksam zu Gemüte geführt hat, der wird vielleicht schon nachrechnen – Rekordtitelträger SAK, wirklich? Ja! Begreift man die Weichenstellung 2005 aber richtig und zählt den Titel für die Amateure in diesem Jahr dazu, dann liegen wir als Austria Salzburg schon jetzt gleichauf mit Blau-Gelb und deren antiquierten Erfolgen – ex aequo mit jeweils sechs Titeln, um genau zu sein…

…und könnten mit einem weiteren Triumph heute doch tatsächlich zum alleinigen Rekordtitelträger im Cup des Salzburger Fußballverbandes werden. Wenn das nicht eine schöne Aufgabe ist und der schönste „Schalter“, an dem wir heuer unser ÖFB-Cup-Ticket lösen?